Kunst und die Praxis von Freiheit


  • 1. April 2017 | 15:15 – 16:30

Lecture Performance, Gulf Labor Coalition / MTL Collective: Nitasha Dhillon, Amin Husain (Neu-Delhi, New York / Ramallah, New York)

Von Istanbul und Sao Paulo nach New York und London: Die Ausbreitung von direkten Aktionen unterbricht das „business as usual“ in Institutionen des Hochkultursektors: Klimaproteste vor der Tate Modern und dem Metropolitan Museum of Art, ein kollektiver Boykottaufruf am Technion in Haifa, Störaktionen durch Arbeitersolidarität am Guggenheim Museum in New York City und durch #BlackLivesMatter, eine Dekolonialisierungstour und die [de-occupation] des American Museum of Natural History, um nur einige wenige zu nennen. Die Aktionen zielen auf: Siedlerkolonialismus, Ausbeutung von Arbeit, weiße Vorherrschaft, die Kaperung des öffentlichen Raums, Klima-Ungerechtigkeit, Gentrifizierung, Polizeigewalt, Apartheid in Israel, Vergewaltigung und sexuelle Nötigung, und mehr. Sie sind großartige Störereignisse innerhalb ihrer jeweiligen Bezugsfelder. Diese Anliegen stehen jedoch alle in Beziehung zueinander. Der Vortrag untersucht das Verwischen der Grenzen zwischen Kunst und direkter Aktion. MTLs Arbeitsspektrum ist anteilig verknüpft mit den Aufständen in den arabischen Ländern und der Occupy-Bewegung, der Gulf Labor Coalition und der Global Ultra Luxury Faction, der Direct Action Front for Palestine sowie Decolonize This Place. All diese Bewegungen skizzieren die Möglichkeit einer Praxis, in der die künstlerische Arbeit dieser oder jener Kampagne nicht nur eine künstlerische Note verleiht, sondern wo Theorie und Recherche, Aktion und Ästhetik, Auswertung und Analyse – diesen gesamten dialektischen Prozess reflektierend –  zu Praktiken des Widerstands, des Aufbaus und Trainings von Freiheit werden.
Global Ultra Luxury Faction (G.U.L.F.), Ultra Luxury Art. Ultra Low Wages, New York 2016. Foto: G.U.L.F.