Köln Phantasma


  • 31. March 2017 | 17:45 – 18:00

Lecture Performance, Rheim Alkadhi  (Irak, USA)

 

Das Projekt, das die Zusammenhänge zwischen Transgender- und queerer Sexualität, Migration und Vertreibung sowie die prekären Ökonomien temporärer Zugehörigkeiten in den Blick nehmen sollte, entwickelte sich letztlich zu einer Antwort auf die infamen Übergriffe und Diebstähle in der Silvesternacht 2015 am Kölner Hauptbahnhof. Die Arbeit kreist um nationalistische Ängste, die sich offensichtlich angesichts körperlicher Nähe einstellen, darum, wie der Rest der Welt verzweifelt Zugang zur exklusiven „Familie“ der Nationen (namentlich dem Westen und allen, die ihm gleichtun wollen) sucht sowie um die Funktion von Grenzen, die dazu dienen, das Konstrukt einer nationalen, unvermeidlich rassisch definierten Elite zu bewahren. Das Ergebnis zeigt, dass Fremdheit als monolithisch, übersexualisiert, dunkel und männlich wahrgenommen wird. Abstraktion von Massen, Meeren, Strömen und Menschen; Wahrnehmung der Übergriffe, Vergewaltigungen und Raube dieser Nacht als Angriff auf den Staat (wobei Vergewaltigung und der banale Diebstahl einer Geldbörse oder eines Handys in einen Topf geworfen wurden) und schließlich die traditionelle Idealvorstellung des weiblichen Körpers als eine symbolische Aneignung einer Männergesellschaft, namentlich der Kirche, und der Volkswirtschaft. Dieses Trugbild schiebt sich in unser Blickfeld, erscheint im Gegenlicht als blendendes Amalgam, ist Angriff auf all das, was wir gleichzeitig ersehnen und fürchten, doch hat man die Verblendung einmal überwunden, stellt sich eine noch ungekannte Ökonomie des Sehens ein.

 

Foto: Akademie Schloss Solitude